Referenzprojekt
Restauration Fahrstuhl-Verglasung
Restaurierung und Rekonstruktion der Gläser eines historischen Personenfahrstuhles von 190
Das ehemalige Kaufhause Hertzog ist ein auffälliger Altbau an der Brüderstraße in Berlin Mitte. Es ist der einzig überlebende Flügel des in der Kaiserzeit berühmtesten Berliner Warenhauses. Der Komplex wurde in den letzten Jahren liebevoll als Standort für anspruchsvolles kreatives Gewerbe saniert. Dabei lag der Reiz des Hauses im Zusammenspiel von historischer Substanz und klarer moderner Ausstattung.
Im Inneren des Baus befindet sich mittig in einem dreiläufigen Treppenhaus ein Fahrstuhl. Die Fläche des umgebenden Korpus besteht zum größten Teil aus Glas, genauer aus einer Vielzahl an Gläsern, die in einem feingliedrigen Tragwerk aus Metallrahmen gehalten werden. Über 5 Etagen setzen sich die Seiten jeweils aus Front- und drei Laufseiten zusammen. Zusätzlich gibt es in den Etagenebenen noch Gläser in den Fahrstuhltüren und in den Bereichen zwischen den Pilastern der Portalfront.
Der Fahrstuhl war durch Kriegsbeschädigung und Vernachlässigung in einem sehr geschädigten Zustand. Daher wurden zunächst Untersuchungen an allen Materialien durchgeführt, Freilegungsproben ausgeführt und der Bestand für die Sanierung und Instandsetzung katalogisiert. Für die zu einem großen Teil zerstörten und beschädigten geschliffenen Gläser wurden aufwendige Nachstellungsversuche durchgeführt bevor diese durch uns rekonstruiert wurden. Voran ging dem eine Bemusterung vor Ort, bei der die Herausforderung in der exakten Abstufung der Satinierung und der passenden Ausführung der Rillenschliffe bestand.
Viele der Glasstücke waren zerbrochen oder fehlten ganz. Nur durch genaue Analyse des Originalmaterials konnte ein Nachbau im “alten Charme” mit neuen Gläsern erfolgreich umgesetzt werden.
Die Originalgläser sind aus leicht satiniertem Glas mit 7,5 mm Dicke. Umlaufend ist am Rand eine 25 mm breite Facette angebracht. In der Fläche durchlaufen halbrunde Rillenschliffe von 6 mm Breite und 0,5 mm Tiefe das Glas. Es sind jeweils 3 senkrechte und horizontale Schliffe in gleichem Abstand, wodurch optisch dann 16 (4×4) hochkant geätzte, gleichgroße Rechtecke entstehen. Die Größe der Rechtecke variiert mit der Größe der gesamten Scheibe. Gesamt haben wir 250 Gläser in einer Vielzahl an Formen neu angefertigt und damit fehlende Partien als individuelle Bestandsergänzung neu hergestellt und geliefert.
Front des Fahrstuhls mit zahlreichen fehlenden und zerbrochenen Teilstücken sowie der wiederhergestellte Zustand aus neuen und wiederverwendeten Elementen.
Nachdem die bestehenden Gläser gereinigt und die neu gelieferten Scheiben originalgetreu eingebaut wurden, zeigt sich der Lohn der aufwendigen Wiederherstellung. Die gläserne Ummantelung dieses einzigartigen Fahrtstuhlkorpusses lässt ihn wie einen Lichttunnel wirken. Von allen Seiten erhellt das Raumlicht den Aufzugsturm. Die Facetten und Rillenschliffe der satinierten Gläser ergeben dabei reizvolle Lichtreflexionen, die sich im Treppenhaus wiederfinden und den Charakter dieses edlen historischen Bauwerkes unterstreichen. Die satinierten Flächen der Glasscheiben gewähren dem Fahrgast eine gewisse Intimität und damit ein besonderes Erlebnis.
Der Fahrstuhl erstreckt sich über mehrere Stockwerke. Nur wenige Gläser zeigten lediglich geringe Beschädigungen oder blieben gar ganz verschont.
Neuanfertigung fehlender Elemente und Partien von Facett- und Rillenschliffgläsern als individuelle Bestandsergänzung
Unsere Leistungen:
- Bemusterung vor Ort
- Neuanfertigung von Teilstücken zur Bestandsergänzung
- Reinigung und Aufbereitung bestehender Gläser